Alle Kinder haben das Recht auf einen adäquaten Platz in einer Einrichtung der Kindertagesbetreuung. Dieser Satz stimmt. In der Realität ist das allerdings längst nicht flächendeckend der Fall. Immer wieder hört man in den Medien von nicht ausreichend Betreuungsplätzen, meist verbunden mit einem eklatanten Fachkräftemangel. In der Regel werden diese Berichte dann noch mit Zahlen ergänzt.
Diese Zahlen stimmen zwar, auch die, dass in Bayern bis zum Jahr 2030 möglicherweise 67000 Erzieherinnen und Erzieher fehlen werden. Für viele Eltern und ihre Kinder sind dies jedoch nicht nur Zahlen, es sind vielmehr Schicksale die Zahlen nicht beschreiben können.
Für mich als Erzieher sind dies auch nicht nur Zahlen. Hinter jedem Platz, der nicht belegt werden kann, steht ein Kind, welches seines Rechtes auf einen Kindergartenplatz beraubt wird. Hinter jedem solchen Kind stehen Eltern, zumeist noch immer Mütter, die mit der Organisation der Familie alleine gelassen werden.
Im Zuge der Corona-Pandemie und den damit verbundenen Maßnahmen wurden die Kinder allzu oft vergessen oder hintenangestellt. Auf allen Ebenen wird nun von psychischen Belastungen berichtet, die so zahlreich sind, dass sie kaum aufgefangen werden können. Der Bezirk befasst sich unter anderem mit Fragen, die sich um die psychiatrische Versorgung bzw. die seelische Gesundheit der Menschen drehen. Für mich ist ganz klar: Eine qualitativ hochwertige frühkindliche Bildung unter ordentlichen Rahmenbedingungen ist eine wichtige Säule im Hinblick auf die seelische Gesundheit unserer Kinder.
Ich leite einen Kindergarten mit 100 Plätzen in Fürstenfeldbruck, ich weiß sowohl um die Nöte junger Familien, als auch um die unterschiedlichen Belastungen des pädagogischen Personals. Ich weiß, was es bedeutet, wenn man die eigene Gesundheit möglicher Gruppenschließungen gegenüber stehen sieht.
Hier muss dringend etwas passieren und zwar schnell!
Dazu braucht es zum einen den politischen Willen, den wir in den letzten Jahren und Jahrzehnten leider nicht erkennen konnten und zum anderen ein gesellschaftliches Umdenken! Es kann nicht sein, dass etwa Sales-Manager in unserer Gesellschaft mehr Ansehen genießen, als Erzieherinnen und Erzieher. Nicht nur, aber auch auf dem monetären Sektor. Frauen und Männern in pädagogischen Berufen vertrauen wir das wichtigste und größte an, das es gibt: Unsere Kinder! Deshalb ist für mich unbestritten:
Menschen in Care-Berufen sind es Wert und die, die ihnen anvertraut sind, ebenso!